Montag, 13. Juni 2011

Historischer Exkurs: Kolumbus und die Mikroben

„Mittwoch, den 10. Oktober. Ich blieb weiterhin auf west-südwestlichem Kurs. Wir fuhren mit einer Stundengeschwindigkeit von 10 Seemeilen, stellenweise mit 12, dann wieder mit nur 7 Seemeilen. Zu diesem Zeitpunkt beklagten sich meine Leute über die lange Reisedauer, die ihnen unerträglich zu sein schien. Ich wusste sie jedoch aufzumuntern, so gut ich eben konnte, und stellte ihnen den Verdienst, den sie sich auf diese Weise verschaffen konnten, in nahe Aussicht. Dem fügte ich hinzu, dass es zwecklos wäre, darüber in Streit zu geraten, da ich nun einmal entschlossen sei, nach Indien zu gelangen und die Reise so lange fortzusetzen, bis ich mit Gottes Hilfe dahin gelangt sein werde.“


Kolumbus ist der König der Entdecker und sein größtes Abenteuer  - die Wiederentdeckung Amerikas 1492 - veränderte die Welt. Bei seinen Entdeckungsreisen zu den Küsten Mittel- und Südamerikas schleppte er jedoch wie auch die Konquistadoren auf ihren Eroberungszügen zahlreiche Krankheiterreger aus Europa ein. Auch wenn bei den Eroberungszügen mit der indianischen Bevölkerung nicht zimperlich umgegangen wurde, entscheidender für den Bevölkerungsrückgang als die brutale Unterwerfung und Behandlung der Indianer waren die epidemischen Auswirkungen des Kontaktes zwischen den Europäern und den amerikanischen Ureinwohnern. Zu den importierten Infektionskrankheiten mit verheerenden Auswirkungen gehörten Pocken, Diphtherie, Beulenpest, Cholera, Amöbenruhr, Masern, Windpocken, Scharlach, Keuchhusten und banale grippale Infekte.



„Man konnte keinen Schritt tun, ohne auf den Leichnam eines Indianers zu treten“ so der spanische Eroberer Hernán Cortes im Jahr 1521. Im Jahre 1529 verursachten die Masern den Tod von zwei Dritteln derer, die gerade die Pocken überlebt hatten.

Die „Neue Welt“ revanchierte sich für die Mitbringsel aus Europa, denn als Kolumbus 1493 zurückkehrte, hatten er und seine Matrosen einen blinden Passagier an Bord: Treponema pallidum, den Erreger der Syphilis. Als in spanischen Hafenstädten eine bis dato unbekannte Erkrankung auftrat, wollte der spanische Arzt Ruy Diaz de Islas die ersten Fälle unter der Mannschaft von Kolumbus ausgemacht haben. Die Erkrankung breitete sich rasch in den Hafenstädten des westlichen Mittelmeeres aus und überzog innerhalb 50 Jahren mit einer Epidemie die „Alte Welt“.

Treponema pallidum, Erreger der Syphilis
Bis heute ist es rund 60 Gruppen von Amazoniens Ureinwohnern gelungen, sich von der Zivilisation fernzuhalten. Was wird wohl passieren, wenn die ersten Holzfäller und Ölsucher mit ihnen zusammentreffen werden?