Die Motivation der Raucher, ihrer
Nikotinsucht abzuschwören, ist eigentlich gar nicht so schlecht, denn 90 % aller Raucher haben schon mal versucht
aufzuhören. Die Erfolgsraten sind allerdings mehr als dürftig, denn nur 3-5 %
bleiben dauerhaft abstinent. Beim Nikotinentzug soll die Akupunktur Wunder
wirken – wird oft behauptet. Wissenschaftlichen Studien hält diese Behauptung
allerdings nicht stand.
Wie entsteht die Tabakabhängigkeit?
Rund 60 % der Raucher entwickeln
bei regelmäßigem Tabakkonsum eine Tabakabhängigkeit, der sowohl psychologische
als auch neurobiologische Mechanismen zugrunde liegen. Rauchen kann als eine
erlernte Verhaltensweise betrachtet werden, die mit „der ersten Zigarette“ als
Experiment beginnt. Wer es nicht bei einem Experiment belässt und weiter
regelmäßig Tabak konsumiert, der empfindet seinen Tabakkonsum später als
unverzichtbaren Bewältigungsmechanismus für positive und negative Stresssituationen.
Akupunktur bei Tabakabhängigkeit
Die Tabakabhängigkeit wird aus
Sicht der chinesischen Medizin durch einen Ying-Mangel bzw. Yang-Überfluss
unterhalten. Demnach muss durch die Akupunktur das Ying gestärkt werden, damit
das „Disharmoniemuster“ im Körper wieder aufgelöst wird: Die Akupunktur soll
den Geschmack an der Zigarette verderben und das Verlangen danach eindämmen.
Gleichzeitig sollen Entzugssymptome wie übermäßiger Appetit, Nervosität,
Unruhe, Schweißausbrüche und Schlafstörungen gemildert werden. Behandelt wird
nicht speziell der Nikotin-Hunger, sondern der Sucht-Hunger, der auch andere
Substanzen betreffen kann wie Alkohol oder bestimmte Medikamente.
Akupunktur-Technik
Bei der Akupunktur-Behandlung von
Rauchern werden in verschiedene Reizpunkte, vorzugsweise am Ohr, feine Nadeln
eingestochen. Dazu gehören beispielsweise der Angstpunkt, der
Anti-Aggressionspunkt und der Frustrationspunkt, hinzu kommen beruhigend
wirkende Punkte am Körper. Die Reizpunkte werden manuell oder elektrisch
stimuliert. Gebräuchlich sind kleine, nicht störende Dauernadeln, die bis zu
einer Woche in den Ohrpunkten verbleiben. Möglicherweise werden durch die
Akupunktur Endorphine im Körper freigesetzt, die die Entzugssymptomatik mildern
sollen. Mit der Akupunktur verwandt sind die Luxoakupunktur, bei der
Lichtreize, und die Elektroakupunktur, bei der schwache Stromreize gesetzt
werden. Akupunktur wird in der Regel in mehreren Einzelsitzungen angewandt,
eine Kombination mit allen anderen Behandlungsverfahren ist möglich und wird
praktiziert.
Ernüchternde Ergebnisse
Noch bis vor wenigen Jahren wurde
die Akupunktur weltweit zum Nikotin-Entzug empfohlen und praktiziert.
Zahlreiche Untersuchungen haben aber mittlerweile gezeigt, dass die Akupunktur
(wie auch die Hypnose gegen Rauchen) nicht wirklich effektiv ist. Es existieren
fast 30 Studien über sog. Schein-Akupunkturen bei Rauchern, das heißt, es
wurden Nadeln an Körperstellen gesetzt, die keine Energiepunkte darstellen. Im
Vergleich zu korrekter Platzierung der Nadeln fanden sich keine Hinweise dafür,
dass Akupunktur die Zahl der Menschen erhöht, die erfolgreich mit dem Rauchen aufhören
konnten. Vielmehr soll es sich um einen Placeboeffekt handeln, sodass die
Akupunktur als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung nicht wirklich empfohlen
werden kann.