Samstag, 27. Juli 2013

Akupunktur zur Raucherentwöhnung - funktioniert das überhaupt?



Die Motivation der Raucher, ihrer Nikotinsucht abzuschwören, ist eigentlich gar nicht so schlecht,  denn 90 % aller Raucher haben schon mal versucht aufzuhören. Die Erfolgsraten sind allerdings mehr als dürftig, denn nur 3-5 % bleiben dauerhaft abstinent. Beim Nikotinentzug soll die Akupunktur Wunder wirken – wird oft behauptet. Wissenschaftlichen Studien hält diese Behauptung allerdings nicht stand.


Wie entsteht die Tabakabhängigkeit?

Rund 60 % der Raucher entwickeln bei regelmäßigem Tabakkonsum eine Tabakabhängigkeit, der sowohl psychologische als auch neurobiologische Mechanismen zugrunde liegen. Rauchen kann als eine erlernte Verhaltensweise betrachtet werden, die mit „der ersten Zigarette“ als Experiment beginnt. Wer es nicht bei einem Experiment belässt und weiter regelmäßig Tabak konsumiert, der empfindet seinen Tabakkonsum später als unverzichtbaren Bewältigungsmechanismus für positive und negative Stresssituationen.

Akupunktur bei Tabakabhängigkeit

Die Tabakabhängigkeit wird aus Sicht der chinesischen Medizin durch einen Ying-Mangel bzw. Yang-Überfluss unterhalten. Demnach muss durch die Akupunktur das Ying gestärkt werden, damit das „Disharmoniemuster“ im Körper wieder aufgelöst wird: Die Akupunktur soll den Geschmack an der Zigarette verderben und das Verlangen danach eindämmen. Gleichzeitig sollen Entzugssymptome wie übermäßiger Appetit, Nervosität, Unruhe, Schweißausbrüche und Schlafstörungen gemildert werden. Behandelt wird nicht speziell der Nikotin-Hunger, sondern der Sucht-Hunger, der auch andere Substanzen betreffen kann wie Alkohol oder bestimmte Medikamente.

Akupunktur-Technik

Bei der Akupunktur-Behandlung von Rauchern werden in verschiedene Reizpunkte, vorzugsweise am Ohr, feine Nadeln eingestochen. Dazu gehören beispielsweise der Angstpunkt, der Anti-Aggressionspunkt und der Frustrationspunkt, hinzu kommen beruhigend wirkende Punkte am Körper. Die Reizpunkte werden manuell oder elektrisch stimuliert. Gebräuchlich sind kleine, nicht störende Dauernadeln, die bis zu einer Woche in den Ohrpunkten verbleiben. Möglicherweise werden durch die Akupunktur Endorphine im Körper freigesetzt, die die Entzugssymptomatik mildern sollen. Mit der Akupunktur verwandt sind die Luxoakupunktur, bei der Lichtreize, und die Elektroakupunktur, bei der schwache Stromreize gesetzt werden. Akupunktur wird in der Regel in mehreren Einzelsitzungen angewandt, eine Kombination mit allen anderen Behandlungsverfahren ist mög­lich und wird praktiziert.

Ernüchternde Ergebnisse

Noch bis vor wenigen Jahren wurde die Akupunktur weltweit zum Nikotin-Entzug empfohlen und praktiziert. Zahlreiche Untersuchungen haben aber mittlerweile gezeigt, dass die Akupunktur (wie auch die Hypnose gegen Rauchen) nicht wirklich effektiv ist. Es existieren fast 30 Studien über sog. Schein-Akupunkturen bei Rauchern, das heißt, es wurden Nadeln an Körperstellen gesetzt, die keine Energiepunkte darstellen. Im Vergleich zu korrekter Platzierung der Nadeln fanden sich keine Hinweise dafür, dass Akupunktur die Zahl der Menschen erhöht, die erfolgreich mit dem Rauchen aufhören konnten. Vielmehr soll es sich um einen Placeboeffekt handeln, sodass die Akupunktur als Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung nicht wirklich empfohlen werden kann.