Samstag, 18. Juni 2011

Historischer Exkurs: Die ältesten Prothesen der Welt

Capua-Bein, Italien um 300 v.Chr.
Künstliche Gelenke sind heutzutage nichts Weltbewegendes mehr. Allein in Deutschland erhalten jährlich rund 400.000 Menschen ein künstliches Gelenk. So wurden im Jahr 2010 rund 210.000 künstliche Hüft- und 165.000 Kniegelenke eingesetzt. 

Die Ägypter waren es!
Den Titel „älteste Prothese“ trug bisher das sog. Capua-Bein, mit dem 300 v.Chr. in Italien umher spaziert worden war. Die ältesten Prothesen der Welt scheinen aber aus Ägypten zu stammen: zwei künstliche Großzehen. Die jüngere von beiden wurde aus einer Art Pappmaché hergestellt und stammt aus der Zeit um 600 v.Chr. Die ältere Prothese aus dem Jahr 950 bis 710 v.Chr. wurde aus Holz und Leder hergestellt und am Fuß einer Mumie entdeckt. Aufgrund von Gebrauchsspuren und der anatomisch genauen Passform geht man davon aus, das die Prothesen tatsächlich im Einsatz waren und nicht nur eine Grabbeigabe. Außerdem entdeckte man an beiden Modellen Löcher, damit sie an Fuß oder Sandalen befestigt werden konnten.

Großzehen-Prothese, Ägypten 950-710 v.Chr.


Beide Prothesen alltagstauglich
Beide Prothesenmodelle wurden nachgebaut und zwei Freiwilligen, denen jeweils eine Großzehe fehlte, angepasst. Beide Tester kamen mit den Prothesen gut zurecht und konnten problemlos damit umhergehen.