Sonntag, 21. August 2011

Lactoseintoleranz: kein Verlass auf Bauchschmerzen

Die Diagnose „Lactoseintoleranz“ wird häufig aus den Angaben der Patienten gestellt, d.h. aus dem zeitlichen Zusammenhang zwischen der Aufnahme eines lactosehaltigen Lebensmittels und dem Auftreten von Bauchschmerzen.

Lactoseintoleranz im Kurzüberblick
Lactose (Milchzucker) ist das mengenmäßig wichtigste Kohlenhydrat, das in der Milch enthalten ist. Chemisch gesehen besteht Lactose aus Glucose und Galaktose, die miteinander verknüpft sind und im Dünndarm durch das Enzym Laktase voneinander getrennt bzw. gespalten werden. Unter Lactoseintoleranz versteht man das Unvermögen, eine bestimmte Lactose-Menge ohne gastrointestinale Beschwerden zu tolerieren, wobei die Ursachen sehr unterschiedlich sind. Es gibt primäre Intoleranzen, die angeboren sind oder sich im Laufe des Lebens entwickeln und sekundäre Formen, die auf unterschiedliche Krankheiten zurückzuführen sind.

Die unverdaute Lactose wird im Dünndarm von Bakterien vergärt. Dabei entstehen Produkte, die bei den Betroffenen erhebliche Beschwerden auslösen: CO2, das zu quälenden Blähungen führen kann und kurzkettige Fettsäuren, die Wasser in das Darmlumen ziehen und heftige Durchfälle auslösen können.


Bauchschmerzen für die Diagnose nicht ausreichend
Für die Diagnose-Stellung „Laktoseintoleranz“ ist die Angabe „Bauchschmerzen nach Lactose-Zufuhr“ jedoch nicht ausreichend und kann vielmehr zur Fehldiagnose führen. In einer aktuellen Studie wurden über 350 Patienten mit vermeintlicher Lactoseintoleranz zusätzlich einem Lactose-H2-Atemtest unterzogen. Bei rund 160 Patienten wurde eine Lactoseintoleranz gefunden, bei den übrigen ausgeschlossen und das, obwohl auch sie über Bauchschmerzen nach Lactosezufuhr klagten.

Objektivierung durch Lactose-H2-Atemtest
Bauchschmerzen nach Lactosezufuhr sind nicht das alleinige Kriterium, das die Diagnose Lactoseintoleranz erlaubt. Es sollte zur Objektivierung immer ein Lactose-H2-Atemtest durchgeführt werden. Mit dem Ausschluss oder Nachweis einer Lactoseintoleranz können dem Patienten u.U. unnötige Darmspiegelungen erspart werden, z.B. zum Ausschluss einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung oder aber, er wird vor der Fehldiagnose „Reizdarm“ bewahrt.


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